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Im Gespräch mit PD Dr. Hans Günter Brauch
„Wir konnten schon viel Begeisterung wecken!“

Quelle: Menschen erzählen Nr. 28 Stadtanzeiger Mosbach, 13. Juli 2023, Nr. 28, S.8-9


Presseerklärungen und Ankündigungen
der HGB-Stiftung
Aktueller Pressebericht Presseberichte (Archiv)

Erstmals vergab die „HGB-Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän“ in Mosbach Schülerpreise.
Im Anschluss an die Preisverleihung stellten sich Redner und Preisträger zum Gruppenfoto. Foto: Peter Lahr

Presseberichte (2022)

Die Bedrohung sind wir“ - Friedensökologie braucht Bewusstsein: Erstmals Schüler-Preise der „HGB-Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän
(Peter Lahr, Rhein-Neckar-Zeitung, Mosbacher Ausgabe, 4. Juni 2022, S.3)

Er denkt die großen Themen voraus – und zusammen.
Der Mosbacher Politologe und Friedensforscher Dr. Hans Günter Brauch wird heute 75 – Auch im Ruhestand forscht er weiter (Frank Heuß, Rhein-Neckar-Zeitung, Mosbacher Ausgabe,1. Juni 2022, S.5)

Junge Menschen für Frieden und Umwelt begeistern.
HGB-Stiftung: Schulwettbewerb zur Nachhaltigkeit / Preisverleihung am 1. Juni
(BAZ, 27./28. Mai 2022; S. 5)

Ausgezeichnete Gedanken zu Frieden und Nachhaltigkeit
Zum ersten Mal verleihen die Hans-Günter-Brauch-Stiftung für Frieden und Ökologie und die Stadt Mosbach Schülerpreise (RNZ/StM/HGBS, Rhein-Neckar-Zeitung, Mosbacher Ausgabe, 25. Mai 2022, S.3).

Frieden und Ökologie im Blick
HGB-Stiftung: Schulwettbewerb zur Nachhaltigkeit. Preisverleihung ist am 1. Juli
(Fränkische Nachrichten, 24. Mai 2022, S.8)

„Am wichtigsten ist es, den Menschen zu helfen!“ -
Der Mosbacher Friedensforscher Dr. Hans Günter Brauch erklärt im RNZ-Gespräch

(Frank Heuß,
Rhein-Neckar-Zeitung, Mosbacher Ausgabe, 7. März 2022, S.3)

Presseberichte (2021)

Hans Günter Brauch Stiftung - Ein „Haus des Wissens“ soll entstehen
(Frank Heuß, Stadtanzeiger Mosbach,
9. 12. 2021, Nr. 49, S.2)

Schulen erhalten „geistige Nahrung“ der Wissenschaft
(Frank Heuß, Mosbacher Zeitung.de,
Online Zeitung, Kultur 11.12.2021).

Jetzt sind die Schüler am Zug
(Peter Lahr, RNZ, 6.12.2021, S. 4 )

Die Jugendlichen von heute gehen tiefer
(Peter Lahr, RNZ, 9.11.2021, S. 5)

Vom Buchbindersohn zum „Buchmacher
(Peter Lahr, RNZ, 17.8.2021)

Georg Nelius und der Landeanflug auf das Leben ohne Landtag (RNZ, Heiko Schattauer, 14.6.2021)

Hans Happes hilft aus Leidenschaft (Caspar Oesterreich
RNZ, 20./21.3.2021)

Nachruf zum Tod von Prof. Dr. Paul J. Crutzen
(RNZ, Mosbach, 29.1.2021)

Berichte im Internet (2021)

ISA Newsletter

IPRA Newsletter

Presseberichte (2020)

Verleihung des Bundesverdienst kreuzes an den Stifter
(RNZ, 13.7.2020)

Stadtanzeiger, (16.7.2020)

Pressearchiv (vor 2020)

2019 Vortrag vor dem Gemeinderat Mosbacher Politikwissenschaftler Hans Günter Brauch ist auf „Friedensmission" (Schattauer, RNZ, 12.2.2018)

Interview März 2019
Klimawandel: "Jeder sollte erkennen: Das geht mich auch was an" - Der Mosbacher Wissenschaftler und Friedensforscher Hans Günter Brauch über Klimawandel, Politik und Einsicht. (RNZ, Heiko Schattauer, 1.6.2021)

Video mit Prof. P.J. Crutzen zur Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Mosbach

Klima-Wissenschaftler steht im Goldenen Buch von Mosbach

Chemische Kampfstoffe haben ihren Schrecken nicht verloren - Friedensforscher Dr. Hans-Günter Brauch referierte beim Verein KZ-Gedenkstätte über „100 Jahre Giftgas als Kriegswaffe“ (RNZ, 24.4.2015) und Vortrag

Sicherheit ist mehr als die Abwehr von Bedrohung (RNZ; Ursula Brinkmann, 31.10./1.11.2011) und Vortrag

 


„Die Bedrohung sind wir“

Friedensökologie braucht Bewusstsein: Erstmals Schüler-Preise der
„HGB-Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän“ vergeben

Von Peter Lahr

Mosbach. Premierenstimmung lag am Mittwochabend über der Alten Mälzerei. Pünktlich zum 75. Geburtstag des Mosbacher Friedensforschers Hans Günter Brauch (die RNZ berichtete) trafen sich knapp 100 junge und nicht mehr ganz so junge Menschen, um der ersten Preisverleihung der „HGB-Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän“ beizuwohnen. Während es sich der Preisstifter nicht nehmen ließ, in einem allein schon abendfüllenden Vortrag die Geschichte der Menschheitskonflikte zwischen der Französischen Revolution und dem Ukraine-Krieg zu analysieren, präsentierten die Schülerinnen und Schüler vom Auguste-Pattberg-Gymnasium Mosbach und Burghardt-Gymnasium Buchen sowie dem Ganztagsgymnasium Osterburken und dem Nicolaus-Kistner-Gymnasium ihre Themen – eine breite Palette, die vielfach das Motto „Global denken, lokal handeln“ auf Themenfelder in der Region herunterbrach. Musikalisch umrahmte die Schülerpreis-Premiere das NKG mit nicht minder vielfältigen Nachwuchs-Künstlerinnen und Künstlern.

„Let There Be Peace On Earth“, gab das Gesangsensemble „Petite Group Vocal“ dem Motto des Abends äußerst musikalisch Ausdruck. „Corona hat uns allen gezeigt, dass die Globalisierung alle Lebensbereiche durchdringt und neben gerne akzeptierten Vorteilen auch Nachteile hat“, erklärte Oberbürgermeister Michael Jann in seinem Grußwort. Ob Störungen in Lieferketten oder Krankheiten, rasend schnell würden heute die Folgen bis zu uns gelangen. Der erstmals von der HGB-Stiftung ausgelobte Preis wolle junge Menschen frühzeitig mit den Themenfeldern Frieden und Ökologie, der Friedensökologie beschäftigen. „Sie sollen sich Grundlagenwissen erarbeiten, Zusammenhänge erkennen und erarbeiten, was sie in ihrem Umfeld dazu beitragen oder bewirken können, dass wir alle nachhaltig leben.“ In einer aus Mexiko eingespielten Videobotschaft gratulierte Dr. Ursula Oswald Spring, ebenfalls in der Stiftung engagiert, den jungen Preisträgern. Die Aktionen an den Schulen regten alle dazu an, jetzt neue Ideen zu entwickeln, um gewappnet zu sein für die kommenden Katastrophen.

„Wir brauchen Intelligenz, Flexibilität und Problembewusstsein bei der Jugend“, führte Hans Günter Brauch aus. Das Wort Friedensökologie habe sich in der Wissenschaft noch nicht durchgesetzt. Der Dank des „Geburtstagskindes“ ging an die vielen Unterstützer auf den diversen Ebenen – sie alle eine dabei die Sehnsucht nach dem Frieden in der Welt und mit der Natur. Durch Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, der einen vielfachen Völkerrechtsbruch und sogar Verstöße gegen frühere russische Rechtspositionen darstelle, sei eine Zäsur oder Zeitenwende eingetreten, so der Forscher. Zudem sei der Krieg „ein Rückschlag für die Klimapolitik und die sozialökologische Wende, da Mittel für den Krieg und dessen humanitäre Folgen nicht für die Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft in geplanter Höhe verfügbar sind.“

„Toll, was ihr geschrieben und herausgefunden habt“, lobte Dr. Hans Happes. Der ehemalige Schulleiter des NKG ist ebenfalls ehrenamtlich für die HGB-Stiftung aktiv und übernahm die Laudatio. Die Gruppenpreise gingen ans APG und BGB. „Es herrscht große Unzufriedenheit über viel zu wenige Busse in kleinen Orten“, konstatierten Antonia Meilich und Vincent Li, die über „Eine ökologische Verkehrswende im Neckar-Odenwald-Kreis“ geforscht hatten. Mehr Engagement und Verantwortung forderten Hagen Storch, Moritz Rößler und Christian Scherner, die die Gefahren der chemischen Waffen untersuchten; bis heute reichten die Spätfolgen – etwa in Vietnam. Auch der Einzelpreis-Gewinner Kai Elancev hat über „Kriegsnarben in der Umwelt“ gearbeitet. Ob Wasser eher Konflikte heraufbeschwöre oder die Möglichkeit zu Kooperationen biete, erörterte Emil Trunk Ekanayaka.

Zu Wort kamen darüber hinaus Teilnehmer von Seminarkursen. Da die GTO-Schülerinnen nicht persönlich kommen konnten, skizzierte Lehrer Oliver Schroeder deren Themen: „Gehört das Böse zum Menschen?“, fragte sich Maria-Cecilia Horch, während Amelie Fahrnländer die Weitergabe von Traumata über Generationen untersuchte. Der NKG-Seminarkurs „Frieden“ steuerte gleich sechs Themen bei. „Wir wollten regional bleiben“, unterstrich dabei Lehrer Thorsten Wagner. „Hat unser Konsumverhalten Tante Emma umgebracht?“, lautete die Frage von Pauline Rückert. Für den Einfluss der Ernährung auf den Klimawandel interessierte sich Jana Herkel. Den Status Quo der erneuerbaren Energien vor Ort beschrieb Jana Tolksdorf. „Keine Wasserstofftankstelle und Schnellladestationen nur in den drei größten Gemeinden“, so lautete die eher negative Diagnose von Silas Kolbe zum Thema „Nachhaltige Mobilität“. „Werden die Rassismus-Fehler der Vergangenheit wiederholt?“, wunderte sich Nils Henn. „Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, an Lösungen zu arbeiten“, betonte Judah Alze, die Beispiele für fehlende Barrierefreiheit fand.

„Diese außergewöhnliche Veranstaltung wird nicht einmalig bleiben“, unterstrich Georg Nelius im Schlusswort. Bereits nächstes Jahr werde erstmals der Internationale Wissenschaftspreis der HGB-Stiftung vergeben. Es mache Mut, dass die junge Generation die Zukunft selbst in die Hand nehme. Weitere musikalische Glanzpunkte setzten Lorenz Rumich am Klavier mit „Imagine“ sowie Sängerin Claire Miller, die „Colours Of The Wind“ aus Pocahontas intonierte.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung, Ausgabe Mosbach, Samstag, den 4.Juni 2022, S.. 3.

 

Ausgezeichnete Gedanken zu Frieden und Nachhaltigkeit

Zum ersten Mal verleihen die Hans-Günter-Brauch-Stiftung für Frieden und Ökologie und die Stadt Mosbach Schülerpreise

Mosbach. (RNZ/stm/hgbs) Der Wunsch nach Frieden und nachhaltiger Lebensweise – mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine und den Klimawandel erscheint er intensiver denn je. Zusammen mit der Hans-Günter-Brauch-Stiftung (HGBS) für Frieden und Ökologie im Anthropozän verleiht die Stadt Mosbach am Mittwoch, 1. Juni, erstmals Auszeichnungen an Schülerinnen und Schüler. Vor der Preisverleihung stand der Wettbewerb, mit dem junge Menschen auf den Übergang zur Nachhaltigkeit in einem klimaneutralen Europa vorbereitet und mit der Forschung vertraut gemacht werden und entsprechende Betrachtungen ausarbeiten sollten.

Die HGB-Stiftung fördert seit diesem Jahr (in der Folge alljährlich) Arbeiten von Schüler(inne)n, die sich am ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligen. Die Themen der Arbeiten im Bereich des Friedens (bzw. der Friedensforschung) und der Ökologie (bzw. der Umweltforschung) sowie einer Verknüpfung beider Themenbereiche in einer Friedensökologie kann von den Schülerinnen und Schülern selbst ausgewählt werden. In diesem Jahr haben sich das Auguste-Pattberg-Gymnasium (APG) und das Nicolaus-Kistner-Gymnasium (NKG) in Mosbach, das Burkhardt-Gymnasium (BGB) in Buchen sowie das Ganztagsgymnasium (GTO) in Osterburken beteiligt. Umgesetzt wurden die Aufgaben in unterschiedlichen Formaten: am APG als freiwillige Leistung von Abiturienten, am BGB als Arbeitsgruppe und am NKG und GTO als Seminarkurse. Betreut wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von den Lehrern Simon Baumbusch (APG), Simon Leuschke (BGB), Dr. Hannes Illge und Oliver Schröder (GTO) sowie Thorsten Wagner seitens des NKG. In ihrer Arbeit unterstützt wurden die beteiligten Schulen mit je einer Bücherspende im Wert von 750 Euro – finanziert durch die Stiftung, den Schulträgern Stadt Mosbach und Neckar-Odenwald-Kreis, dem Lions-Club Madonnenland, Hans Günter Brauch sowie privaten Spendern. Überreicht wurden die Fachbücher an die jeweiligen Schulleitungen bereits im Dezember.

Oberbürgermeister Michael Jann eröffnet als Gastgeber und Mitveranstalter den Abend, aus Mexiko übermittelt Prof. Dr. Úrsula Oswald Spring (Ökologin) ein kurzes Grußwort. Dr. Hans Günter Brauch wird in seinem Vortrag folgende Thematik behandeln: „Weltpolitischer Umbruch oder Zeitenwende im Menschenzeitalter? Krieg in Europa, Klimawandel, Hungersnöte und die sozio-ökologische Transformation der Industriegesellschaft durch Klimaneutralität“.

Im zweiten Teil der Veranstaltung stellt der langjährige NKG-Schulleiter Dr. Hans Happes den Schülerwettbewerb sowie natürlich die Preisträgerinnen und Preisträger vor – und übergibt erste Auszeichnungen. Da die Arbeiten für die Seminarkurse erst im Juni abgegeben werden können, werden einige Preise indes erst bei den Abschlussfeiern der jeweiligen Schulen im Juli übergeben. Die festliche Verleihung findet am 1. Juni um 19 Uhr im Großen Saal der Alten Mälzerei statt, Interessierte sind eingeladen.

Quelle: RNZ/stm/hgbs. „Ausgezeichnete Gedanken zu Frieden und Nachhaltigkeit“, Rhein-Neckar-Zeitung, Ausgabe Mosbach, Mittwoch, dem 25. Mai 2022.

 

Ein Friedensschluss liegt in weiter Ferne

Friedensforscher Dr. Hans Günter Brauch sprach bei Ukraine-Mahnwache vor mehr als 80 Menschen

Mosbach. (lah) „Die russische Föderation beging mit Putins Angriffskrieg einen vielfachen Völkerrechtsbruch und verstieß auch gegen frühere Rechtspositionen Russlands.“ Klare Worte – und eine nicht minder klare Analyse des Ukraine-Kriegs sowie dessen mögliche Auswirkungen auf die künftige internationale Weltordnung – inklusive dem Kampf gegen die Klimakrise – bot die Rede des Mosbacher Politikwissenschaftlers und Friedensforschers Dr. Hans Günter Brauch am Samstagmittag bei der zwölften überparteilich organisierten „Mahnwache für Frieden und Solidarität mit der Ukraine“ auf dem Château-Thierry-Platz.

Mehr als 80 Menschen konnte die bündnisgrüne Kreisrätin Lena-Marie Dold hierzu begrüßen, darunter auch fünf Schülerinnen des Nicolaus-Kistner-Gymnasiums: Elena, Helin, Anna, Judah und Soraya zeigten sich nicht minder geschockt vom Kriegsausbruch nach einer fast 77-jährigen Friedensperiode in Mitteleuropa wie im Anschluss der Experte. Die Ungleichbehandlung von Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern kritisierten die Schülerinnen und erinnerten an die vielen anderen Kriegsschauplätze auf der Welt. „Ich bin in einer Sackgasse“, formulierte eine Rednerin das Gefühl der Ratlosigkeit. „Putins Aberkennung der Souveränität der Ukraine ist ein Völkerrechtsverstoß“, betonte Brauch. Das Argument der Nato-Osterweiterung erscheine ihm vorgeschoben, um den eigenen Rechtsbruch zu rechtfertigen. Es seien eher geopolitische Gründe, wie der Zugang zum Asowschen und Schwarzen Meer, sowie die „Bedrohung durch das Verlangen nach Demokratie in Georgien, Ukraine, Belarus und Kasachstan“. Auch wenn es nach Brauchs Einschätzung noch zu früh ist, von einer Epochenwende zu reden, die Zukunft der Nachkriegsordnung sei derzeit mit vielen Fragezeichen versehen. „Ein Friedensschluss liegt in weiter Ferne.“

Bei der zwölften Ukraine-Mahnwache sprachen fünf Schülerinnen sowie der renommierte Mosbacher Friedensforscher Dr. Hans Günter Brauch. Foto: Peter Lahr

Manuskript
 

„Am wichtigsten ist es, den Menschen zu helfen!“

Der Mosbacher Friedensforscher Dr. Hans Günter Brauch erklärt im RNZ-Gespräch die politischen Hintergründe des Ukraine-Kriegs

Von Frank Heuß (© Rhein-Neckar-Zeitung, Mosbacher Ausgabe, 7. März 2023)

Mosbach/Cuernavaca. Mit dem Überfall russischer Truppen auf die Ukraine am 24. Februar begann ein Angriffskrieg mitten in Europa. Überall sind die Menschen in Sorge. Szenarien eines dritten Weltkrieges, gar unter Einsatz von Nuklearwaffen, verbreiten Schrecken. Die RNZ hat darüber mit Privatdozent Dr. Hans Günter Brauch gesprochen, der u. a. an den US-amerikanischen Eliteuniversitäten Harvard und Stanford tätig war und an der Freien Universität Berlin lehrte. Derzeit hält sich der aus Reichenbuch stammende Friedensforscher in Cuernavaca (Mexiko) auf.

> Herr Dr. Brauch, als russische Truppen rund um die ukrainische Grenze zusammengezogen wurden, kamen schon schlimme Befürchtungen auf. Haben Sie geahnt, dass es zum Angriff auf die ganze Ukraine kommen würde?
Nein. Ich hatte die Hoffnung, dass es zu keinem großen Krieg kommt. Die Truppenkonzentration konnte man schon seit Ende des Jahres 2021 sehen. Dass etwas „im Busch“ ist, war klar. Aber dass die Absicht besteht, die Souveränität der Ukraine komplett zu verletzen, davon ist, glaube ich, auch in der Nato kaum jemand ausgegangen. Ich habe gehofft, die Diplomatie könnte noch einiges abwenden. Sie ist gescheitert, weil die russische Führung das Angriffsziel bereits hatte, die gesamte Ukraine zu besetzen.

> Wladimir Putin ist bisher eher als rational denkender Politiker bekannt gewesen. Ein gebildeter Mensch, der strategisch und überlegt agiert. Wie passt das zu seinem jetzigen Handeln?
Ich bin kein „Putin-Kenner“. Ich kann insofern nur spekulieren und mir Gedanken machen mit Blick auf die letzten 30 Jahre, was in der Russlandpolitik des Westens schiefgelaufen ist.
Als sich 1989 das Ende des Warschauer Paktes abzeichnete, hatten wir auch in Mosbach zwei größere Tagungen. Im Dezember 1989 nahmen vier Vertreter der damaligen Sowjetunion teil, davon zwei aus dem Außenministerium. Wir hatten sehr intensive, vertrauliche Gespräche in meiner Bibliothek. Es waren auch führende Amerikaner da, sowie Botschafter und Militärs aus mehreren europäischen Ländern. Es saßen fast 20 Leute zusammen. Im November 1991 hatten wir die zweite Tagung, in der es u. a. um Rüstungskontrolle ging. Da war auch ein sowjetischer Delegationsleiter für bedeutsame Abrüstungsgespräche dabei. Es war ein sehr vertrauensvoller Dialog.

> Was ist in der Folge falsch gelaufen?
Wie man Russland langfristig in die europäische Sicherheitsordnung mit einbindet, darüber gab es keine langfristige Perspektive und meines Erachtens viele verpasste Gelegenheiten. Zwischen 1990 und etwa 1996 wurden mehrere Abrüstungsverträge geschlossen. Später wurden einige Verträge durch die USA aufgekündigt, um keine Beschränkungen bei den eigenen Rüstungen mehr zu haben. Das waren alles keine vertrauensbildenden Maßnahmen. Die Auswirkungen insbesondere der Trump-Administration in den USA auf Russland waren katastrophal. Die Nato-Osterweiterung fand zwischen 1999 und 2020 in Etappen statt. Putin wollte ja sogar selbst einmal in die Nato eintreten. Die Möglichkeit einer europäischen Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok blieb ungenutzt. Viele Signale sind nicht aufgegriffen werden.

 

Im Ukraine-Konflikt sieht der Mosbacher Friedensforscher Dr. Hans Günter Brauch nun vor allem „stille Diplomatie“ gefragt - und China in einer entscheidenden Rolle. Foto: Frank Heuß

> Sie haben viele Staatsmänner erlebt, die sich im Laufe ihrer Amtszeit verändert haben. Wie schätzen Sie die Widersprüchlichkeit ein, die Putin in seinem Auftreten momentan vermittelt?
Ich habe ihn nicht persönlich kennengelernt und bin kein Psychologe. Ich kann nur Veränderungen beobachten. Putin hat einen autoritären Staat geschaffen, der auf ihn zugeschnitten ist. Man sieht, dass es Etappen der Veränderung gab. Es begann 2008 mit dem Konflikt in Georgien, wo die Nato-Mitgliedschaft von einigen in Aussicht gestellt worden war, bis Russland eingriff. Ähnlich ist es in der Ukraine bei der Maidan-Revolution 2014 gewesen. Allen Nato-Staaten war aber klar, dass wenn die Ukraine Mitglied würde, ein Bündnisfall mit Pflicht zu militärischer Unterstützung entstehen könnte. Also haben damals viele gezögert. Man hat aber Hoffnungen geweckt, statt realistisch zu sagen, dass es das nicht geben wird. Eine EU-Mitgliedschaft wurde diskutiert, aber den „großen Brocken“, auch vom inneren Zustand der Ukraine her, traute sich die EU nicht zu.
Später kam der überstürzte Abzug aus Afghanistan. Das war ein Signal, wie Zusagen aus dem Westen zu interpretieren sind. Man hatte schon gesehen, wie die Krim annektiert wurde. Es war ein Völkerrechtsbruch von russischer Seite. Ein Präzedenzfall. Militärisches Eingreifen kam nicht in Frage, da es zu gefährlich gewesen wäre. Ob die Ukraine insgesamt nun ebenfalls zum russischen Staatsgebiet gemacht werden soll, weiß man noch nicht. Es waren aber alles kleine Signale, durch die in Moskau offenbar angenommen wurde, es kommen zwar ökonomische Sanktionen, aber nach einer Zeit wird alles so wie bisher. Glaubwürdigkeit ist hier jetzt gefragt.

> Wie vermuten Sie, dass der Konflikt sich weiter entwickeln wird, und wie sollte die westliche Politik handeln?
Das Wichtigste ist jetzt, den Menschen zu helfen! Da hat die Bundesregierung schnell reagiert, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Das Erste ist ein Waffenstillstand. Eine völlige Einstellung der Kampfhandlungen. Notwendig ist Vermittlung, vor allem „stille Diplomatie“. Putin hört nicht auf viele, wenn er überhaupt noch auf jemanden hört. Am ehesten eine Chance hätte China.

> Welche Rolle könnte China spielen? Steht zu befürchten, dass sich hier ein neuer Block bildet?
Der hat sich schon gebildet. Amerikas Administration hat bereits ein Hauptziel in der Eindämmung des Einflusses Chinas und Russlands definiert. Das hat dazu beigetragen, dass diese beiden sich noch näher sind. Russland ist Juniorpartner, China großer Wirtschaftsfaktor. Wegen China hat Russland vor den Sanktionen nicht so große Angst. China ist aber selbst gefährdet, wenn der Welthandel in eine schwere Krise gerät, was nicht auszuschließen ist. Der Westen würde das immens spüren, da viele Produkte ohne Zulieferung nicht hergestellt werden können. Chinas Verhalten war bisher ambivalent, im Sicherheitsrat und in der UNO- Vollversammlung hat man sich enthalten.

> Wie schätzen Sie die Gefahr eines „Flächenbrandes“, einer Konfrontation mit der Nato bis hin zum Nuklearkrieg ein?
Es fragt sich, was Putin noch zum Einlenken bewegen könnte. Zwingen lässt er sich nicht. Ich würde Altkanzlerin Angela Merkel als Sonderbotschafterin ins Gespräch bringen. Sie kennt alle Akteure, sie kann mit allen reden und kann deutlich machen, was Chinas Schweigen für die Zukunft von Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen bedeuten könnte. Das müsste in vertraulicher Diplomatie ohne Öffentlichkeit geschehen. Deutschland muss versuchen, wichtige Drähte, die zu den Konfliktparteien bestehen, zu nutzen. Wir brauchen in dieser Zeit ein Höchstmaß an Besonnenheit!
Ich glaube, dass Putin nicht völlig irrational ist. Die militärische Führung Russlands auch nicht. Von daher gehe ich davon aus, dass man die Gefahr einer Kettenreaktion sieht, die zu einem Nuklearkrieg führen könnte. Das wäre dann der Fall, wenn Nato-Gebiet angegriffen würde, was ich aber nicht glaube. Der direkte Draht zwischen Putin und US-Präsident Joe Biden wurde bereits aktiviert.

> Sind wir am 24. Februar wirklich „in einer neuen Welt“ aufgewacht, wie es Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beschrieb?
Ja, wir sind in eine neue Welt gekommen. Ich war fast wie gelähmt, als ich hier im mexikanischen Fernsehen die Nachrichten sah. Ich habe ein laufendes Buchprojekt sofort gestoppt, weil sich die Rahmenbedingungen auf einen Schlag völlig verändert haben. Es ist eine weltweite „Megakrise“ entstanden. Wir haben auch noch eine ungelöste Pandemie. Und der neueste Sachstandsbericht der UN zum Klimawandel zeigt dramatische Ergebnisse. Der Hunger der Ärmsten wird weiter zunehmen. Russland und die Ukraine gehören zu den größten Weizen- und Maisexporteuren. Länder in Afrika, die schwere Dürren erleben, benötigen bald viel mehr Devisen, um das aufzufangen.

> Wie fühlen Sie sich selbst mit Blick auf die internationale Friedenspolitik, für die Sie über Jahrzehnte gearbeitet haben? Es wird ja jetzt wieder von Auf- statt von Abrüstung gesprochen ...
In meinem unterbrochenen Buchprojekt geht es darum, wie man ökologische Friedenspolitik gestalten kann. Der sicherheitspolitische Bereich wird jetzt darin auch wieder mehr einbezogen werden. Die Vielfalt der Herausforderung muss in breiter Perspektive einbezogen werden. Die Aufrüstung alleine wird die Probleme der Sicherheit in Europa und in der Welt nicht lösen. Die Wissenschaft muss viel stärker versuchen, ein Gesamtbild der Komplexität der Welt zu geben.
Es wird Jahre, Jahrzehnte dauern, Vertrauen wieder aufzubauen, das Putin total ruiniert hat. Wir brauchen aber weiterhin den Dialog, der vertrauensvoll sein muss, damit man ihn führen kann.

> Überall in Deutschland finden „Mahnwachen“ und Demonstrationen für den Frieden statt. Ergeben die Sinn?
Es ist immens wichtig. Alle demokratischen Parteien und deren Jugendorganisationen sollten hier Zusammenarbeiten. Es geht um den Frieden auf unserem Kontinent und auch in Deutschland. Man muss in so einer Situation zusammenhalten und es gibt eine große Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge. Das ist sehr, sehr wichtig, weil es unsere Betroffenheit zeigt. Wir dürfen nicht vergessen, dass im Zweiten Weltkrieg acht Millionen Ukrainer als Teil der Sowjetunion gestorben sind. Solidarität kann Vertrauen aufbauen, das wir dringend brauchen.

Hans Günter Brauch Stiftung – Ein „Haus des Wissens“ soll entstehen

Mosbach. (frh) In einem relativ „kleinen Haus mit großer Bibliothek“ konnte Privatdozent Dr. Hans Günter Brauch dieser Tage die Aktivitäten seiner Stiftung „für Frieden und Ökologie im Anthropozän“ vorstellen. Es ist sein eigenes Wohnhaus in der Alten Bergsteige, das später einmal zum Stiftungshaus werden soll. Um die 40.000 Bände umfasst die dortige private Bibliothek des hochdekorierten Politologen und Friedensforschers, der einst u.a. an den US-Eliteuniversitäten Harvard und Stanford lehrte.

Im Besprechungsraum seiner privaten Bibliothek empfing PD Dr. Hans Günter Brauch dieser Tage die Gäste zur Übergabe einer Buchspende seiner Stiftung
an Gymnasien im Landkreis. Foto: frh

„Global denken, lokal handeln“, hat Hans Günter Brauch zum zentralen Motto seiner Stiftung erklärt. Es gehe ihm darum, dass möglichst viel von seiner Arbeit als Politikwissenschaftler für die neuen Generationen erhalten bleibt und fortgeführt wird. Direkt in seinen Eingangsworten bezog er sich dabei auf die „Generation Greta“ – die Initiative „Fridays for Future“, deren Gesicht die Schwedin Greta Thunberg ist. Dass ihn der Einsatz so vieler junger Menschen weltweit für eine lebenswerte Zukunft und gegen den Klimawandel beeindruckt, daraus machte er keinen Hehl. Schließlich befasst sich der Friedensforscher, der im heutigen Mosbacher Stadtteil Reichenbuch geboren wurde, schon nahezu sein gesamtes berufliches Leben mit dem „von Menschen gemachten Klimawandel.“

„In diesem Raum hat sich Nobelpreisträger Paul Crutzen in das Goldene Buch der Stadt Mosbach eingetragen“, erinnerte er sich in dem Besprechungszimmer seiner Bibliothek. Es gehe letztlich darum, „geistige Nahrung“ für die jungen Menschen bereitzuhalten, damit sie den für ihre Zukunft grundlegenden Fragen mit wissenschaftlichem Fundament nachgehen können. „Eine Bibliothek stirbt, wenn keine neuen Bücher mehr kommen“, stellte Hans Günter Brauch darauf bezogen heraus. Eben deshalb wolle er die Stiftung noch zu seinen Lebzeiten so aufbauen, dass immer wieder neue Werke angeschafft werden können.

Politikwissenschaftliche Buchpakete im Wert von jeweils rund 750
Euro gingen an Gymnasien im Landkreis. Unter den begünstigten
Schulen sind auch das Auguste-Pattberg-Gymnasium in Neckarelz
und das Nicolaus-Kistner-Gymnasium in Mosbach. Foto: frh

 

Die ersten Schritte hin zu einem „Haus des Wissens“ sollen mit der Einführung von Schülerpreisen gemacht werden, die 2022 erstmals zur Vergabe vorgesehen sind. 2023 soll dann ein Wissenschaftspreis folgen. Dass Hans Günter Brauch trotz der Beschaulichkeit Mosbachs ein hohes Niveau anstrebt, wird in der geplanten Aufstellung einer internationalen Jury von ranghohen Akademikern deutlich.

Damit aber eben dieses fachliterarische Wissen auf aktuellem Stand auch in die Schulen selbst kommt und das Recherchieren ermöglicht, fördert die Brauch-Stiftung auch Schulbibliotheken. So konnten an das Auguste-Pattberg-Gymnasium (APG) in Neckarelz, an das Nicolaus-Kistner-Gymnasium (NKG) in Mosbach, das Burkhardt-Gymnasium in Buchen sowie das Ganztagesgymnasium in Osterburken umfangreiche Buchspenden im Wert von jeweils etwa 750 Euro übergeben werden.

Davon trug die Stiftung aus eigenen Mitteln je 200 Euro, die Restwerte kamen über die Autorenrabatte sowie „Verdoppelungen“ durch die Stadt Mosbach bzw. den Landkreis Neckar-Odenwald als Schulträger sowie dem Lions-Club Madonnenland zusammen. Für die Schulen im Stadtgebiet Mosbach waren die Schulleiter Dr. Thomas Pauer (APG) und Jochen Herkert (NKG) vor Ort gekommen.

„Von Beginn an fasziniert“ von dem Projekt bekannte sich Landrat Dr. Achim Brötel. Eine „Gewaltige Aufgabe“, liege aber dennoch vor der Stiftung, weil der Umfang von Bibliothek und Archiv des Stifters von so großem Umfang sei. Die Unterstützung für die Umsetzung der Pläne sagte auch Oberbürgermeister Michael Jann gerne zu, der ebenfalls von einer „logistischen Herausforderung“ sprach. Durch den Klimawandel werde es zur „Völkerwanderung“ kommen, zeigte Jann auf. Es zähle, „den Worten auch Taten folgen zu lassen“. Bernhard Bischof unterstrich als Vorsitzender des Lions-Clubs Madonnenland, dass man von der Idee überzeugt sei und sie gerne fördere.

Als Verbindungsmann zu den Schulen fungiert der frühere NKG-Schulleiter Hans Happes im Stiftungsvorstand. Er betonte, dass es unter Jugendlichen viel Interesse an politischen und den Klimaschutz betreffenden Themenfeldern gibt. „Sie machen sich Gedanken über ihre Zukunft und die ihrer noch nicht geborenen Kinder!“, betonte er. Die Aufgabe „den Überflieger Brauch zu erden“, sah der frühere Landtagsabgeordnete Georg Nelius bei sich verortet. Seit Sommer dieses Jahres berät er den Stiftungsvorstand und wird auch den Vorsitz eines im Aufbau befindlichen Kuratoriums übernehmen.

Vor dem Anwesen von Hans Günter Brauch in der Alten Bergsteige in Mosbach fanden sich die Gäste zur Übergabe der Buchspenden zusammen. Foto: frh

Die noch im Anfangsstadium befindliche Stiftungsarbeit hält Nelius für bereits „auf einem guten Weg“ befindlich. Und für Mosbach ergibt sich daraus eine außergewöhnliche Chance: Der in Fachkreisen weltweit bekannte Name des Stifters PD Dr. Hans Günter Brauch könnte es ermöglichen, dass die Große Kreisstadt im ländlichen Neckar-Odenwald als Standort auf der Landkarte der Politikwissenschaft bundesweit und sogar international auftaucht. Auf der englischsprachigen WebSite der Stiftung (erreichbar unter www.hgb-stiftung.org, das deutschsprachige Pendant unter www.hgb-stiftung ), die von Thomas Bast betreut wird, ist schon heute das Mosbacher Rathaus direkt neben dem UN-Hauptquartiert zu sehen. Eben ganz im Sinne des Mottos der Stiftung: „Global denken, lokal handeln!“

Aktuelle Presseerklärungen und Stellungnahmen
Presseerklärungen (Archiv)
  • Einladung zur Preisverleihung des ersten Schülerpreises der HGB-Stiftung 2022
  • Ausschreibung des ersten Wissenschaftspreises der HGB-Stiftung 2022
  • Einladung zur Preisverleihung des zweiten Schülerpreises der HGB-Stiftung 2023
  • Einladung zur Preisverleihung des ersten Wissenschaftspreises der HGB-Stiftung 2023

 

Deutschsprachige Vorträge
Englischsprachige Vorträge
Vorträge in spanischer Sprache
Neue Publikationen

 

 

 

Die Jugendlichen von heute gehen tiefer

Vier Schulen beteiligen sich am Zukunftspreis der „Hans-Günter-Brauch-Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän“

Mit einem erstmals ausgeschriebenen Schülerpreis will die Hans-Günter-Brauch-Stiftung die Jugend zum Nachdenken  über Nachhaltigkeit anregen. Mit dabei im Stiftungsboot sind neben Gründer Hans Günter Brauch (Mitte) Hans Happes (l.)  und Georg Nelius (r.). Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr (RNZ, Mosbacher Nachrichten, 9.11.2021, S. 5

Mosbach. „Mein Ziel ist es, die Sachen zusammenzudenken zu einer ökologischen Friedenspolitik. Denn die Schüler von heute stehen vor einer immensen Herausforderung“, bringt es Hans Günter Brauch auf den Punkt, worum es bei dem neuen Schülerpreis der nach ihm benannten und von ihm gegründeten „Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän“ (HGBS) geht.

Der umtriebige Mosbacher Publizist hat mit dem ehemaligen Mosbacher Schulleiter Hans Happes und dem ehemaligen Lehrer und Landtagsabgeordneten Georg Nelius zwei Experten ins Boot geholt, um den ersten Schülerpreis auf den Weg zu bringen. Erste Auftaktgespräche fanden bereits an vier Schulen in der Region statt. Nun werden Bücherlisten erstellt und nach der Übergabe der Buchgeschenke gehen die Jugendlichen an die Recherche. Denn bereits Mitte nächsten Jahres soll der erste Schülerpreis der HGBS vergeben werden. Ab 2023 soll dann ein weltweit ausgeschriebener Wissenschaftspreis das Portfolio der Stiftung abrunden. Hier wird Prof. Úrsula Oswald Spring aus Mexiko die Jury unterstützen. Über den aktuellen Stand der Dinge berichtete das Trio dieser Tage im Stiftungshaus.

Bewusst habe man auf den Tag genau 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Stiftung am 8. Mai 2020 gegründet, so Brauch: „Unsere Generation hat keinen Krieg erleben müssen.“ Allerdings haben Forscher wie der Nobelpreisträger Paul Crutzen mit der Entwicklung und den Abwürfen der Atombomben auch ein neues Zeitalter ausgerufen: Das Anthropozän (altgriechisch: anthropos: Mensch; kainos: neu) habe das Nacheiszeitalter Holozän (altgriechisch: holos: ganz; kainos: neu) abgelöst. Denn: „Erstmals kann der Mensch die (Um-)Welt zerstören. Damit ist der Mensch ein geologischer Faktor geworden. Indem er in die Atmosphäre eingriff, ist er auch in den Sedimenten nachweisbar.“

Ziel der Stiftung – und der beiden künftig regelmäßig auszurufenden Preise – soll es sein, Brücken zu einem nachhaltigen Leben und Wirtschaften zu entwickeln. Den Umbau unserer Industriegesellschaft unter dem Vorzeichen der Klimaneutralität, wie es der „European Green Deal“ vorsieht, werde die derzeitige Schülergeneration während ihrer Lebens- und Arbeitszeit hautnah erleben. Deshalb wolle die Stiftung mit dabei helfen, die Zukunftsfragen zu lösen.

„Die Schüler entscheiden selbst über ihre Themen. Sie haben mich überzeugt, denn sie sind sich der anstehenden Probleme vollkommen bewusst“, bricht Hans Happes eine Lanze für die Jugend. „Ich bin begeistert von den Schulbesuchen, auf unsere Jugendlichen lasse ich nichts kommen“, unterstreicht der ehemalige Schulleiter. An der ersten Auflage des Schülerwettbewerbs beteiligen sich das Burghardt-Gymnasium Buchen, das Auguste-Pattberg-Gymnasium und das Nicolaus-Kistner-Gymnasium Mosbach sowie das Ganztagsgymnasium Osterburken. Später soll der Wettbewerb durchaus auf eine breitere Basis gestellt werden.

„Jeder hat einen Plan. Die Schüler wollen tiefer gehen, nicht nur die Worthülse Klimawandel wiederholen“, beschreibt Happes seinen ersten Eindruck. Auch Hans Günter Brauch freut sich, dass die Schüler ihre Themen stark auf den Neckar-Odenwald-Kreis herunterbrechen. Ganz nach dem Motto: „Global denken, lokal handeln.“ Unterstützt von mehreren Sponsoren, werden im Dezember die Büchergeschenke übergeben. Bereits im Juni nächsten Jahres soll dann der Schülerpreis vergeben werden.

In der Form der Beiträge ist die Stiftung absolut offen. Ob ein Film, eine Reportage oder ein Video, auch ein klassischer Textbeitrag mit maximal 30 Seiten sei möglich. Einzelne oder Gruppen mit dem kreativsten Beitrag erwartet an jeder Schule ein mit 200 Euro dotierter Preis.

„Ich freue mich, dass auch ein Wissenschaftspreis in Mosbach vergeben wird“, betonte Georg Nelius. Es gehe dabei um existenzielle Themen, um die Zukunftsthemen der jungen Leute. Einem „Katastrophismus“ erteile man aber eine klare Absage: „Ich habe den Zukunftsoptimismus nach wie vor“, stellte Nelius klar. „Das Hauptziel besteht darin, Chancen auf Lösungen zu transportieren.“

Info: www.hgb-stiftung.de.

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